Feldkirch/Wien. Auf die zukünftigen Veränderungen des Arbeitsmarktes macht der gestern veröffentlichte Trend Report „Arbeitsmarkt Vorarlberg“ des Zukunftsinstitutes und der Caritas Vorarlberg aufmerksam. Die ersten Vorzeichen des Megatrends Silver Society merken schon jetzt die ArbeitnehmerInnen bzw. Arbeitslosen über 50 Jahre. Um für die damit verbundenen Herausforderungen einen langfristigen Masterplan zu erarbeiten, diskutierten Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Sozialpartner im Bregenzer Siechenhaus.
Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen zeigen: Die Ü50-jährigen Arbeitslosen sind die am stärksten ansteigende Gruppe. „Ein Vorzeichen, dass der demografische Wandel bereits begonnen hat“, weiß Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstitutes und ergänzt: „Vorreiter richten sich bereits jetzt auf ihn ein.“
Mit dem am 16.9.2015 veröffentlichten Trend Report beleuchtet das Zukunftsinstitut in Zusammenarbeit mit der Caritas Vorarlberg erstmals gesellschaftliche Megatrends mit der Vorarlberger Arbeitsmarktsituation und liefert abgeleitete Fragestellungen.
„Gesellschaftliche Trends, wie die alternde Gesellschaft, beschäftigen uns schon heute. Immer mehr Ü50-Jährige suchen Arbeit. Vernünftig ist es, sich schon heute mit den Partnern – losgelöst von der tagespolitischen Situation – über Trends und die Zukunft Gedanken zu machen“, erklärt Karoline Mätzler, Fachbereichsleiterin für Arbeit und Qualifizierung der Caritas Vorarlberg. Diese öffentliche Diskussion regte die Caritas mit der Präsentation des Trend Reportes am 16.9. im Bregenzer Siechenhaus an. Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und der Arbeitnehmer erörterten die Herausforderungen, die zum Beispiel das Arbeiten der alternden Gesellschaft und der Wandel des Unternehmertums mit sich bringen.
Trendtreiber Silver Society und deren mögliche Auswirkungen
„Wir werden nicht nur immer älter, sondern auch anders alt: Die 60-Jährigen von morgen sind fit und gesund wie heute 45-Jährige. Eine zunehmende Zahl Älterer möchte sich nicht mehr so bald wie möglich in den Ruhestand verabschieden“, erklärt Harry Gatterer den Down-Aging-Effekt. Der erste Trend Report „Arbeitsmarkt Vorarlberg“ veranschaulicht das ungenützte Potenzial älterer Arbeitsloser.
„In Österreich sind weniger als die Hälfte der 55- bis 64-Jährigen, nämlich 40 Prozent laut OECE, erwerbstätig. Wie lange kann sich Österreich das noch leisten? Wie decken sich Vorbehalte der Arbeitgeber gegenüber mit der Realität gegenüber Älteren? Fragen wie diesen sind wir gestern Nachmittag mit Arbeitsmarktspezialisten wie Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser oder AMS-Geschäftsführer Anton Strini, aber auch Wirtschaftsexperten wie dem stellvertretenden Wirtschaftskammer-Direktor Christof Jenny nachgegangen“, informiert Karoline Mätzler und erklärt weiter: "Wir als Caritas möchten mit allen Seiten, also auch Arbeitgebern und Arbeitsnehmern in den Dialog treten. Ziel sollte es sein, gemeinsam einen langfristigen Masterplan zu erarbeiten.“
Soziale Nachhaltigkeit, eine unterschätzte Dimension
Der Trend Report beschreibt auch, wie die soziale Nachhaltigkeit immer mehr in den Vordergrund rücken wird: Kommunen, PolitikerInnen, BürgerInnen und NGOs sowie MitarbeiterInnen und Kunden verlangen von Unternehmen „Correctness“ in vielerlei Hinsicht. „Unternehmen müssen in Zukunft Farbe bekennen. Vor allem die Ansprüche jüngerer MitarbeiterInnen ändern sich. Sie orientieren sich stärker an Werten wie Sinnhaftigkeit und Gemeinwohl. Auch das macht deutlich, dass ein Wandel des Unternehmertums und der Arbeit erforderlich ist. Älteren Langzeitarbeitslosen eine Chance zu geben, ist ein Ausweis einer bestimmten unternehmerischen Haltung und gelebte Nachhaltigkeit und somit ein Attraktivitätsgewinn für potenzielle Mitarbeiter“, erklärt Harry Gatterer.
Den Ball ins Rollen bringen
Zur Präsentation des ersten Trend Reports im Bregenzer Siechenhaus erschienen über 100 Personen. Die erweiterte Diskussionsrunde am Podium bestand aus Martin Bereuter, Obmann des Werkraums Bregenzerwald, Blum-Personalleiter Johannes Berger, der freischaffenden Sozialwissenschaftlerin Eva Häfele, Anton Strini und Harry Gatterer.
„Wir von der Caritas wollten den Ball ins Rollen bringen. Unser Beitrag zur Diskussion und zur nachhaltigen Gestaltung der Personalpolitik war ein fundierter Überblick über die arbeitsmarktrelevanten Trends. Um ins Tun zu kommen und antiquierte Bilder aufzulösen, braucht es alle Partner“, erklärt Karoline Mätzler abschließend.